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Was wusste Helmut Hubacher über die Schweizer Geheimarmee P26?

Sonntag, 9. Dezember 2007 9.836 mal angesehen 5 Kommentare

Zurzeit des Kalten Krieges existierten in praktisch allen westeuropäischen Ländern Geheimarmeen, die im Falle einer sowjetischen Besatzung aktiv Widerstand geleistet hätten. Zwischen diesen Armeen bestanden Verbindungen zu Geheimdiensten und der NATO.

Auch die Schweiz hatte eine Geheimarmee, die P26 (Projekt 26) wie 1990 anlässlich einer PUK öffentlich bekannt wurde. Sie soll rund 400 sorgfältig ausgewählte Mitglieder (integre Persönlichkeiten aus Politik, Militär und Wirtschaft) umfasst und im ganzen Land geheime Waffendepots unterhalten haben. Gemäss dem ehemaligen Generalstabchef Hans Senn soll es sich dabei um eine Kaderorganisation gehandelt haben, die in Zellen organisiert war. Im Falle einer Besetzung der Schweiz, hätten die Mitglieder der P26 Widerstands-kämpfer rekrutieren, diese ausbilden und mit Waffen ausstatten sollen. Finanziert wurde die Geheimarmee mit Kreditüberschüssen, welche bei der offiziellen Waffenbeschaffung anfielen sowie aus Zinserträgen von vorfinanzierten Rüstungsverkäufen. Pro Jahr sollen auf diese Weise über 10 Millionen Franken in die Kassen der Geheimarmee geflossen sein. Eine direkte Verbindung zwischen der P26 und der NATO wurde bisher nicht offen gelegt. Bekannt ist aber eine Verbindung zum britischen Geheimdienst MI6 und den britischen Spezialtruppen SAS.

Zuletzt geführt wurde die Schweizer Geheimarmee P26 vom ehemaligen Generalstabsoberst Efrem Chattelan, welcher den Tarnnahmen „Rico“ hatte und eine Tarnfirma, die Consec AG für Personal- und Kaderschulung an der Freien-Strasse in Basel führte. Chatelan war zuvor Vizedirektor der National Versicherungen und diente in der Armee als Armee- und Offiziersausbildner.

Brisant ist, dass die P26 dem Bundesrat angeblich weder bekannt noch unterstellt war, was erstaunt wenn man weiss, dass der Vorgänger von Efrem Cattelan, Oberst Albert Bachmann in Irland 3 geheime Exilsitze für einen Teil des Bundesrates einrichtete. Sogar die Armeechefs wurden offenbar erst mit der Zeit über die Existenz einer Geheimarmee in Kenntnis gesetzt.

Gemäss Helmut Hubacher, SP Schweiz Präsident von 1975-1990 war die Geheimarmee nicht nur für den Untergrundkampf gegen eine allfällige Besatzungsarmee vorgesehen. Sofern eine linke Regierung gewählt worden wäre, hätte die P26 Helmut Hubacher zufolge ebenfalls gegen diese eingesetzt werden sollen. Nach dieser These befürchtete man wohl, dass linke sowjetfreundliche Kreise im Falle der Machtergreifung durch die Linke wichtige Informationen an die Sowjets hätten weiterreichen können. Eine Befürchtung, die meiner Ansicht nach zur Zeit des kalten Krieges durchaus gerechtfertigt war. Gegen diese These sprechen allerdings Aussagen von ehemaligen P26-Mitgliedern, welche sagen, dass der Geheimarmee P26 auch mehrere SP-Mitglieder angehörten.

Helmut HubacherDie Rolle von Helmut Hubacher im Zusammenhang mit der Schweizer Geheimarmee dürfte interessant sein. Seit dem bestehen der Geheimarmee gab es Parlamentarier, die über die Existenz von Spezialdiensten wie der P26 sowie deren Zweck orientiert waren. Helmut Hubacher war seit 1963 im Nationalrat und von 1975-1990 Präsident der SP. Zudem war er militär-politischer Experte der SP und Präsident der Militärkommission des Nationalrates. Es ist daher anzunehmen, dass er von der geheimen Armee P26 sowie dem Geheimen Nachrichtendienst P27 mehr wusste als er bis heute zugegeben hat.

Stossend ist, dass die offiziellen Akten über die P26 bis im Jahr 2020 unter Verschluss gehalten werden sollen. Aus meiner Sicht wäre es wichtig, dass die Öffentlichkeit bald erfährt wer die Mitglieder der Geheimarmee P26 waren.

5 Kommentare »

  • EX-Liberaler schrieb:

    ES gibt im deutschen Kopp-Verlag ein Buch über das Thema: Geheimarmen der Nato. Wer die Anzeige lesen möchte kann dies auf http://www.infokrieg.tv tun.

  • cello schrieb:

    Hallo

    Heute ist viel bekannt über P26/P27 und man weiss dass ab 1990 sehr viele Unwahrheiten über diese Projekte veröffentlicht wurden. An der Wahrheit haben die Medien aber heute kein Interesse mehr. Man weiss auch, um zum Thema SP zu kommen, dass sogar SP-Politiker Mitglieder von P26 waren bzw dass sogar SP-Bundesräte über die Vorgängerorganisationen informiert waren. Sobald aber jemand in ein politisches Amt gewählt wurde, musste er P26 verlassen. Weiter weiss man dass die erste Organisation (Aktion Nationaler Widerstand) von Parlament und Bundesrat abgesegnet war. Somit waren diese Projekte alles andere als widerrechtlich. Der Bundesrat hat 2006/2007 die Mitglieder der Widerstandsorganisationen rehabilitiert (was übrigens auch mit dem ehemaligen Nachrichtendienstchef Divisionär a D Regli geschehen ist).

    Falls Ihr die Wahrheit über die Widerstandsorganisationen (u a P26) und den Nachrichtendienst P27 erfahren wollt, so tretet in Kontakt mit dem zürcher Historiker Felix Nöthiger.

    Aber wie gesagt: die politisch Linke und die Medien sind an der Wahrheit über dieses Thema heute nicht mehr interessiert

  • Werni schrieb:

    @cello: Ihr Hinweis auf Felix Nöthiger ist nutzlos, weil Nö von der ganzen Sache nicht den geringsten Schimmer hat. Er war, obschon er gerne möchte, nicht dabei, nervt ehemalige Mitglieder des Asst mit sinnbefreiten Anfragen und glaubt ernsthaft, man gebe ihm auch noch Auskunft. Haselstein ist doch so eine schöne Burg. Er soll dort oben seinen verdienten Ruhestand geniessen und andere in Ruhe lassen…

  • andan schrieb:

    hallo cello

    was weisst du denn von der „wahrheit“ über diese widerstandsorganisation?

    das würde mich interessieren…

  • Claus Huber schrieb:

    „Werni“ meint, Nöthiger habe keinen blassen Schimmer von der Sache. Er scheint zu der Minderheit der Stabsangehörigen der 70er Jahre zu gehören, die das aus meiner Sicht sehr diskrete Forschungsprojekt REWI ablehnen. Aber vor den 70er Jahren gab es 30 Jahre Widerstand und in den 80er Jahren gab es noch 10 Jahre Kaderorganisation P-26. Was weiss denn „Werni“ über diese ganzen 50 Jahre?? Meines Wissens sind die Zusammenhänge aller Widerstandsorganisationen von 1940 – 1990 erst durch die Historiker von REWI – und Nöthiger nachgewiesen worden. Ich habe zweimal die sehr informative Ausstellung „Funken für den Widerstand“ an der Comm’08 besucht, weil es zum Lesen und Schauen viel Zeit brauchte. Dort waren auch mehrere Stabsangehörige des Asst 420.3 im Einsatz, die sehr freundlich die geheimen Funkgeräte erklärten. Nach ihrer Auskunft waren die meisten der sehr informativen Texte von Nöthiger redigiert worden. Wer die Ausstellung und den sehr ausschlussreichen Dokumentarfilm über den Schweizer Widerstand gesehen hat, wird die Ansicht von „Werni“ nicht teilen. Ich bin überzeugt, dass das Team REWI, dem auch Nöthiger angehört, eine wichtige Aufgabe in der jüngeren Geschichtsschreibung erfüllt.
    Die Publikation der Forschungsewrgebnisse im Jahre 2020 erwarte ich jedenfalls mit Spannung.